Zur sozialen Frage. Industriepädagogische Tagung

1930, 10.-14. Juni (D) Nr.: 1930\0610ia-a

Zur sozialen Frage. Industriepädagogische Tagung

Bearbeitet von Herta Schlosser

Vallendar 1990

S. 21-317

21 I. Vortrag (10. Juni 1930)

Erziehung im Lichte der Weltrevolution

1.1. Unsere Erziehung im Lichte der Weltrevolution

Die Heilige Schrift erzählt uns einmal in schlichten Worten eine Begebenheit. Da hatte der Heiland, der große Lehrmeister, der Erzieher der Völker, seine Apostel ausgesandt zu einer apostolischen Reise. Gar zu lange mag sie wohl nicht gedauert haben. Sie kommen nun zurück, müde von der Arbeit, müde vielleicht auch von den Mißerfolgen. Und der Lehrmeister empfängt sie voller Güte und ruft ihnen zu: "Venite seorsum in desertum locum, et requiescite pusillum" (Mk 6,31)! Kommt, ruht ein wenig aus von euren Sorgen und Mühen!

Ob es uns augenblicklich nicht geradeso geht? Wir sind nicht nur zwölf. Wir mögen etwa hundertdreißig bis hundertvierzig sein. Und wir waren draußen nicht zu einer vorübergehenden /

22 apostolischen Arbeit. Wir haben monatelang draußen gekämpft an den Fronten. Wir wissen, was es heißt, mitten in diesem Kampf der Weltanschauungen zu stehen. Wir sind wohl auch nicht nur geistig, sondern auch körperlich müde und zermürbt worden in diesen Kämpfen. Und nun möchte uns der Heiland auch wohl zurufen: "Venite seorsum in desertum locum, et requiescite pusillum" (Mk 6,31)! Kommt, ruht ein wenig aus von euren Mühen und von eurer Arbeit!

Ob die Tage, die wir hier miteinander zubringen, wirklich eine Zeit der Ruhe für uns werden? Schwerlich! Sie haben ja diesmal nicht nur einen Gegenstand gewählt, der Ihre eigene Seele unmittelbar berührt, sondern der Sie weiterführt in Ihrer Erkenntnis des Seelenlebens und in der Behandlungsweise der Ihnen anvertrauten Kinder. So meine ich, fast sagen zu müssen: Wir kommen aus der ernsten Arbeit in die ernste Arbeit, und deswegen wäre es wohl gut, wenn Sie die wenigen Stunden, die Ihnen zur Erholung übrigbleiben, auch zu diesem Zwecke ausnutzen. Das heißt, gut und lange schlafen und spazierengehen.

Und damit Sie sich nicht gar zu fremd untereinander fühlen wegen der großen Anzahl der Teilnehmer(innen), wäre es wohl auch empfehlenswert, die große Gemeinschaft aufzuteilen in kleinere Gemeinschaften1. Die meisten kennen ja einander. Das ist ein großer Vorteil. So kann man im Beieinandersein, (im) Beisammensein schon ein wenig ausruhen.

(Hinsichtlich der Zeiteinteilung)2 müssen Sie Ihrerseits sorgen für Ihre Erholung. (Sie müssen) Ihrerseits auch sorgen für das Wachsen mitten hinein in die Gemeinschaft, in die Familie, in die große Bewegung.

23 1.2 Gründe für die Wahl des Themas

Mir haben Sie das andere Ziel gesteckt, das da angegeben ist durch das Thema der Tagung: Industriepädagogische Tagung. Was hat Sie wohl veranlaßt, diesen Gegenstand zu wählen? Mir scheint, es sind drei Gründe, die hinter der Forderung stecken: einerseits das starke Verantwortlichkeitsgefühl für die Seelen unserer Kinder3, andererseits aber auch die große Hilflosigkeit im heutigen Gewirre der Meinungen und Strömungen. Und endlich das Bewußtsein, daß wir hier in Schönstatt für unsere Familie eine apostolisch-aszetische Hoch- oder Volkshochschule haben, daß wir4 wohl also mit Recht auch von unseren Tagungen verlangen dürfen, daß sie uns nicht nur tiefer hineinführen in das aszetisch-religiöse Leben, sondern daß sie uns (auch) gleicherweise helfen, unsere Berufsaufgabe klarer zu sehen und treuer und energischer durchzuführen.

Freilich, wenn ich anfange auf die Wünsche einzugehen, möchte ich sofort mit einem Aber erwidern. Ich könnte mir gut vorstellen, daß im Laufe der Tage da und dort der Wunsch laut wird: Ich möchte nicht nur etwas für meine Hirtentasche haben, ich möchte auch selbst5 innerlich aszetisch weiterwachsen. Darauf darf ich Ihnen eine vorübergehende Antwort geben, (um)6 mir den Wind aus den Segeln zu nehmen, dann aber auch, um gleich eine reine Bahn zu schaffen, so daß wir uns nachher nur mit unserem Gegenstand abgeben können. Er ist nämlich so weitschichtig und reichhaltig, daß wir alle Mühe haben, (in)7 den /

24 drei Tagen zu einem Resultat zu kommen. Wird also auch unsere Seele in etwa auf die Rechnung kommen? Das hängt von Ihnen ab. Vielleicht darf ich hier eine dreifache Antwort wenigstens flüchtig versuchen.

Neuerdings habe ich bisweilen den Besuch Schönstatts8, den Besuch unseres kleinen Heiligtums9 auch ein Bundessakramentale10 genannt. Wenn Sie wollen, können Sie meinetwegen auch hinzufügen, im gewissen Sinne ist der Besuch unseres kleinen Heiligtums sogar ein Bundessakrament. (Theologisch)11 richtiger ist es aber, wenn wir erklären: (es ist) ein Bundessakramentale.

Was will das besagen? Mit einem äußeren Zeichen sind innere Gnaden verknüpft und verbunden. Was für ein äußeres Zeichen ist hier gemeint? Das ist der Besuch Schönstatts, das ist die körperliche Berührung mit unserem kleinen Heiligtum12. Wir haben also Gelegenheit genug, in diesen drei Tagen dieses Bundessakramentale des öfteren zu benützen. Und welche Gnaden sind mit diesem äußeren Zeichen verbunden? Mir scheint, wir können vor allem zwei namhaft machen: zunächst einen starken, unüberwindlichen Glauben an die große Zeitsendung13 und Zeitmission Schönstatts; dann zweitens den starken Opferwillen, für diese Zeitsendung sich auch selber in die Furchen /

25 des Lebens hineinpflanzen zu lassen, (wenn es auch) das eigene Leben, den eigenen Tod kosten sollte. So - meine ich - könnte der Besuch unseres kleinen Heiligtums Ihre persönlichen, seelischen Bedürfnisse vollauf befriedigen.

Eine zweite Antwort: Wenn ich eben von einem Bundessakramentale sprach, dürfte ich wohl (auch) in ähnlicher Weise von einem Zeitsakramentale sprechen. Ich meine damit die Zeit, in der wir augenblicklich leben: die Pfingstzeit. Im vorigen Jahr14 haben wir in dieser Zeit die Gnade der Mündigkeitserklärung der Frauenbewegung erwartet, die Gnade der Mündigkeitserklärung auch der einzelnen Mitglieder.

Was wollen wir in diesen Tagen von der Pfingstzeit für uns erwarten, erarbeiten, erbitten und erbetteln? Mir scheint, ein tiefes Verständnis und eine große Liebe zu unserem Volk. Diese doppelte Gnade wurzelt aber letztlich in einer großen, überaus warmen, überaus innigen Gottesliebe. Mit dem Wachstum der innigen Gottesliebe wird auch gleichzeitig wachsen dürfen und müssen das Verständnis für die Not des Volkes und die herzliche Liebe zu unserem Volk. So, meine ich, dürfen wir auch aus der gestern15 verwendeten Liturgie für unser Seelenleben reiche Gnaden erwarten.

Sie dürfen aber nicht erwarten, daß ich in diesem Jahr wie in (den) letzten Jahren Ihnen die Liturgie jeweils erkläre, weil dafür die Zeit nicht ausreicht. Wenn Sie wollen, können Sie ja die Gemeinschaftsmesse halten, sich auch abends jeweils vorbereiten auf den nächstfolgenden Tag anhand des Missale. Das mag den Vorteil haben, daß Sie nicht so aus der Gewohnheit heraus-/

26 kommen.

Und endlich, meine ich - das ist eine dritte Antwort-, werden die Vorträge, (wenn sie)16 auch letztlich stark kulturphilosophisch und -psychologisch aufgebaut sind, manchen Lichtstreifen werfen auf unser eigenes Seelenleben und damit unser eigenes Ringen und Streben befruchten. Damit glaube ich, den Wind aus den Segeln genommen zu haben. Damit glaube ich, die Linien vorbereitet zu haben, die wir wohl in diesen Tagen weiterziehen und weiter vollenden wollen.

Wir wollen den Kurs nennen: einen Industriepädagogischen Kurs. Das heißt, wir wollen miteinander überlegen, wie unser Industrievolk in seiner seelischen Struktur aussieht und wie es wegen dieser seelischen Struktur zu behandeln, zu erziehen ist, damit es wieder ganz eingegliedert werden kann in das corpus Christi mysticum, in den Organismus des Reiches Gottes.

1.3 Unsere Erziehungsgemeinschaft und sozialistische Erziehungsgemeinschaften: Vergleich

Heute abend möchte ich nun zunächst versuchen, große Zusammenhänge herzustellen mit der Aufgabe, die wir lösen wollen und lösen sollen, große Zusammenhänge mit all den großen erzieherischen Strömungen der heutigen Zeit. Vielleicht, klarer geformt, (müßte ich) dann wohl so sagen: Unsere (Erziehungsgemeinschaft)17 gesehen im Lichte der bolschewistischen und sozialistischen Erziehungsgemeinschaften.

27 Vergessen Sie bitte nicht, was ich mit diesen Gedankengängen will. Sie führen uns noch nicht unmittelbar hinein in das Zentrum unserer (Tagung)18. Sie bereiten nur die Gedankengänge vor, suchen kraft des Gesetzes der Gedanken- und Ideenassoziation alles (heran-)19 und herbeizutragen, was die heutige Zeit bewegt. Denn je mehr wir uns im Organismus der Zeitströmung(en) wissen, (desto leichter können wir auch im kleinen Kreise Großes wirken, im kleinen und kleinsten Kreise, auch im kleinsten Ort, in der kleinsten Dorfschaft)20.

Das Thema für heute abend, vielleicht auch für morgen früh wird also lauten: "Unsere Erziehungsgemeinschaft im Lichte der bolschewistischen und sozialistischen Erziehungsgemeinschaften".

Wie komme ich dazu, unsere Bewegung eine Erziehungsgemeinschaft zu nennen? Wer die Bewegung kennt, wird die Antwort selber geben können. Lesen Sie bitte einmal nach in den alten Jahrgängen der MTA21. Oder studieren Sie einmal unsere (Richtlinien)22. Dann finden Sie immer wieder die Behauptung bestätigt, daß unsere Familie von Anfang an gedacht war als eine Erziehungsgemeinschaft. Wohl kommt da und dort in den alten Zeitschriften auch das Wort vor: Arbeitsgemeinschaft. Wir haben so oft gesagt, bislang waren wir Erziehungsgemeinschaft, /

28 müssen aber auch einmal Arbeitsgemeinschaft werden. Arbeitsgemeinschaft will dann aber aufgefaßt werden im Sinne von Erziehungsgemeinschaft. Wir arbeiten, um uns gegenseitig zu erziehen. Weshalb ich diese an sich selbstverständliche Wahrheit so stark hervorhebe? Ich meine, hier haben Sie den Schlüssel zur Lösung der großen Frage. Wie können wir unsere große Zeitsendung nicht nur richtig erfassen, sondern auch richtig erfüllen?

Vertiefung unseres Sendungsbewußtseins als Erziehungsgemeinschaft

Wir haben ja von Anfang an einen starken Glauben gehabt an die Sendung unserer Bewegung. Wenn Sie unten ins Kapellchen23 gehen, dann finden Sie diese Sendung unter dem Decknamen in der Form der Arkandisziplin in den beiden Worten wiedergegeben: Ingolstadt - Schönstatt24. Wir haben es später öffentlich und offen (zutage treten)25 lassen mit der Formulierung des Bundesideals: Von hier aus soll ein großes Stück sittlich-religiöser Welterneuerung ausgehen. Später mündet dieser Ausdruck noch gigantischer aus in der Formulierung: Im Schatten unseres Heiligtums26 sollen die Geschicke der Kirche auf Jahrhunderte, ja, auf Jahrtausende sich wesentlich entscheiden.

Das sind große, gewaltige27 Gedankengänge, große Formulierungen. Wenn Sie mich aber fragen: Wie denken wir uns denn dieses Eingreifen hier vom Schatten unseres Heiligtums aus in die Welt und in die Zeitgeschichte? dann kann die Antwort nur gege- /

29 ben werden, wenigstens wie wir sie wissen wollen, in Anlehnung an das Wort: Erziehungsgemeinschaft.

Kürzlich las ich einmal den schönen Satz: "Schönstatt ist meine Welt, und die Welt soll Schönstatt werden." Über dieses Wort habe ich vor einigen Tagen die Männertagung gehalten, so ganz mitten aus dem Mannesempfinden und (den) Mannesproblemen heraus.

Und am Schluß der Tagung erzählte mir einer der Männer - er ist ziemlich weit weg von zu Hause - er habe die Welt mehrfach bereist, sei etliche Male in Jerusalem gewesen, er sei in ägypten gewesen, in Paris gewesen, ich weiß nicht, wo überall, und habe eine ganze Anzahl von Marienbildern kennengelernt, eine Anzahl von Heiligtümern, von heiligen Orten in sich aufgenommen, aber kein Plätzchen der Welt habe bisher einen so tiefen Eindruck auf ihn gemacht wie Schönstatt und unser Heiligtum. Als er das Bild gesehen, sei er (förmlich)28 in Tränen ausgebrochen. Und damit habe sein ganzes Leben einen neuen Inhalt, eine neue Zielsetzung bekommen. Er gehe nun wieder hinaus in seine Familie, in das öffentliche Leben, wo er überreichlich Gelegenheit hätte, tätig zu sein mit dem Programmwort: Schönstatt ist meine Heimat, Schönstatt ist meine Welt! Und meiner Familie soll der Himmel Schönstatt werden oder, anders ausgedrückt: Schönstatt soll der Himmel für meine Familie werden.

Hören Sie gut heraus, was hier gemeint ist. Schönstatt ist meine Welt und die Welt soll Schönstatt werden. Allüberall, wo wir sind, sollen wir also ein kleines Schönstatt bauen, Schönstattmenschen erziehen, Schönstattfamilien formen. Fühlen Sie, daß es sich hier letztlich um Erziehungsarbeit handelt?

30 Wir wollen überall, wo wir tätig sind, ein kleines Schönstatt bauen. Das läßt sich in der gegenwärtigen Zeitepoche dadurch ermöglichen, daß wir uns bemühen, allüberall tiefgreifende Erziehungsarbeit zu leisten im Sinne unserer Familie.

Freilich wächst aus diesem Programmpunkt auch für uns eine ernste Forderung, für uns, die wir ständig in Schönstatt sind. Wenn Schönstatt unsere Welt und die Welt Schönstatt werden soll, dann müssen wir dafür sorgen, daß auch alles, was in Schönstatt geschieht, (vorbildlich)29 ist.

Je mehr draußen dafür gearbeitet wird, daß unsere Umgebung Schönstattgeist bekommt, um so mehr müßten wir diesen Schönstattgeist an Ort und Stelle vertiefen. Sonst haben wir unsere Zeitsendung nicht richtig erkannt. Und so hat es der liebe Gott in seiner Güte auch gnädig geführt und gefügt, daß wir hier an Ort und Stelle uns auch lokal, örtlich niederlassen können. Es ist ja noch so vieles im Werden, was an diesem Programmpunkt sich orientiert. Die ganze Bewegung muß in idealer Weise hier an Ort und Stelle verkörpert sein.

Für uns als Frauen ist das schon in ausgiebiger Weise geschehen in den Marienschwestern30. Was wir hier in idealer Weise erstrebt sehen, leider Gottes noch nicht verwirklicht, das müssen wir hinaustragen überall dahin, wo wir Frauen und Mädchen erziehen dürfen, in die Schule, in die Vereine oder sonst bei anderen Gelegenheiten.

So verstehen Sie, wenn ich erkläre: Wir faßten und fassen uns auf als eine Erziehungsgemeinschaft. Das müßte also unsere wesentlichste Aufgabe sein in der ganzen Breite und Höhe und Tiefe, /

31 überall, wo wir sind, erzieherisch einzugreifen. Ich habe darum auch mit Recht den Ausdruck gewählt: Unsere Schönstätter Erziehungsgemeinschaft im Lichte der bolschewistischen und sozialistischen Erziehungsgemeinschaft.

Zeitdiagnose: Weltrevolution im bolschewistischen und christlichen Sinn

Heute abend will ich in mehr nüchterner, klarer Weise mich auseinandersetzen mit dem Bolschewismus, insofern hier Erziehungsgedanken und Erziehungsziele zum Ausdruck kommen. Deswegen müßten die Formulierungen wohl klarer so heißen: Unsere Erziehungsgemeinschaft oder, wenn Sie wollen, unsere Erziehung im Lichte der Weltrevolution! Denn die Weltrevolution ist ja das Ziel der bolschewistischen Erziehungsweisheit, (der)31 bolschewistischen Erziehungsmittel und -tendenzen. Hören Sie die Worte noch einmal nebeneinandergestellt: Unsere Erziehung im Lichte der Weltrevolution!

Wenn Sie den Ausdruck zum erstenmal hören, (müßten)32 wir an sich, insofern wir tieferen Einblick in die Werkstätte der christlichen Erziehung haben, erklären: Unsere Erziehung müßte eigentlich diese Weltrevolution inszenieren. Denn unsere Erziehung ist ja die ursprüngliche, christliche, katholische.

Hören Sie einmal, was der Heiland den Seinigen ins Stammbuch geschrieben hat, was dort als Erziehungsziel angegeben worden ist: Gehet hinaus in alle Welt (und lehret alle Völker) und taufet sie! Das klingt nicht nach Gemächlichkeit. Das klingt nach Eroberungsdrang. (Sie sollen) hinausgehen, das Saatkorn /

32 des Gotteswortes ausstreuen, die Welt für Gott erobern.

Oder denken Sie bitte einmal an das große Reich-Gottes-Programm, wie es dargestellt ist in den acht Seligkeiten (vgl. Mt 5,3-11). Wie klingt das? Ist das nicht eine (Absage an die) Gemächlichkeit33? Verlangen sie nicht eine tiefgreifende Persönlichkeits- und Weltrevolution? Sehen Sie,so ist das Christentum seinem Wesen nach auf Revolution eingestellt. Unsere christliche Erziehung hätte an sich diese Weltrevolution im Sinne Gottes schon lange entscheiden müssen.

Wie liegen die Verhältnisse tatsächlich? Leider Gottes sieht der Katholizismus, sieht das Christentum aus, als hätte es sich im Betonunterstand befunden, als hätte es Angst vor der Berührung mit der Welt, als wollte es im Hintergrunde in Gemächlichkeit und Ruhe ein stilles Dasein führen, sich nicht einmischen in die großen Kämpfe der heutigen Zeit, in die Kämpfe der Welt. Leider Gottes sehen wir heute die Weltrevolution im Sinne des Teufels34 allüberall obenan, weil wir Christen, weil wir Katholiken die Revolution im Sinne Gottes nicht inszeniert und nicht entschieden haben.

Täusche ich mich, wenn ich sage, die Weltrevolution im Sinne des Teufels umgibt uns, diese Revolution ist überall in Brand gesetzt? Soll ich darauf hinweisen, was Sie (bei)35 den Kindern wahrnehmen, (bei) den Erwachsenen, was Sie hören von der Nichtbeachtung der Ehegesetze, von dem Niedergang der Moral, vom (Heruntergezogenwerden)36 des Frauengeschlechtes? Sehen Sie, das alles sind ja nur andere Ausdrücke für den einen Aus- /

33 druck: Weltrevolution im Sinne des Teufels. Und ob nicht diese Weltrevolution auch in unserem Innern schon gar zu oft einen Ableger gefunden hat? Weltrevolution im Sinne des Teufels!

Drei Epochen im Wachsen und Werden einer Gemeinschaft

Geschichtsphilosophisch müßten wir in Kenntnis37 der heutigen Verhältnisse eine solche Revolution von vorneherein für wahrscheinlich halten. Der Geschichtsphilosoph unterscheidet gern im Wachsen und Werden einer Gemeinschaft drei große Epochen: Die erste Epoche ist die Zeit der von innen heraus bejahten Gebundenheit. Die zweite Epoche ist die Zeit des gewohnheitsmäßigen Gebundenseins. Die dritte Epoche ist die Zeit der Anarchie, ist die (Zeit) der Auflösung.

Der Geschichtsphilosoph weiß, daß nach Ablauf dieser drei Epochen der Kreislauf von neuem beginnt. Wir befinden uns augenblicklich in dem Zeitalter der vollendeten Auflösung, der Anarchie auf allen Gebieten.

Wenn wir den eben gehörten und gezeichneten Maßstab an die Geschichte des Christentums anlegen, dann müssen wir so signalisieren: Die Zeit der von innen heraus bejahten Ordnung, der Gebundenheit an Gott, an die gottgewollte Ordnung mag etwa gehen bis auf die Höhe des Mittelalters. Das ist eine Zeit, da ist die Ordnung allüberall vorhanden. Sie wird aber von innen heraus bejaht, sie ist beseelt.

Dann begann die Zeit des sogenannten Gewohnheitschri- /

34 stentums. Da hat man auch eine Ordnung38. (Die Ordnung wird bejaht, aber nicht) beseelt bejaht, nicht von innen heraus bejaht. Es ist halt das gewohnheitsmäßige Tun, das (Gewohnheitschristentum)39. Nach psychologischen Grundgesetzen liegt es wohl auf der Hand wie eine Art Wahrscheinlichkeit, daß diese Zeit des (Gewohnheitschristentums) nicht lange dauern kann. Es ist ein Segen, daß nachher das Gesetz der vollendeten Auflösung, der Anarchie in Kraft tritt. In diesem Zeitalter befinden wir uns gegenwärtig.

Freilich ringen innerhalb des Christentums noch lange miteinander gewohnheitsmäßiges Gebundensein (einerseits) und Auflösung und das Drängen nach Anarchie (andererseits). Freilich sehen wir da und dort im Christentum auch schon langsam wiederum (emporsteigen)40 das Zeitalter der von innen heraus bejahten Ordnung. Und Sie wissen ja, daß wir das von Anfang an auf die Fahne unserer Bewegung geschrieben haben: Wir wollen binden, aber nur so weit als nötig. Im übrigen liegt unsere Hauptaufgabe darin, die Freiheit zu benutzen, um zu beseelen.

Das ist das große Gesetz worauf die ganze Bewegung von Anfang an aufgebaut ist: "Freiheit so weit als möglich, Bindung nur so weit als nötig, darüber hinaus aber auch Geistpflege soweit es eben dienlich und zweckmäßig ist".

So sehen Sie also nicht nur aus der geschichtlichen Wirklichkeit, sondern auch (geschichtsphilosophisch)41 vermutet, daß wir uns augenblicklich in einer Weltrevolution befinden.

Nun möchte sich für uns, die wir mitten in den Zeit- /

35 strömungen stehen, die Frage auftun: Weshalb läßt der liebe Gott solche gewaltigen Strömungen zu? Weshalb die Revolution im Sinne des Teufels? Die Antwort kann nur eine sein: Damit wir endlich wach werden, damit wir endlich auf unsere ursprünglichen Pflichten und Aufgaben uns besinnen, damit wir (unsererseits) die Weltrevolution inszenieren im Sinne Gottes.

Und sehen Sie, hier (erhoffen wir wohl in Demut)42, aber mit großem Vertrauen, daß der große, gütige Gott auf die Fürbitte der lieben Gottesmutter, der Dreimal Wunderbaren Mutter43, wir hoffen, daß er auch uns, (daß) er Schönstatt nach der Richtung eine große Sendung gegeben hat. Ob wir es wagen dürfen, hier die beiden Ausdrücke nebeneinander zu stellen: Moskau und Schönstatt? Wenn von Moskau eine Revolution im Sinne des Teufels ausgeht, eine Erziehungsrevolution, dürfen wir dann wohl erwarten, daß auch von unserem kleinen Heiligtum eine Revolution ausgeht, eine Erziehungsrevolution, freilich im Sinne Gottes?

Wer einen solchen Glauben hat, muß sich von vorneherein (einstellen) auf eine gar große Geduld. Darin liegt der große Unterschied zwischen der Weltrevolution (im Sinne) des Teufels und der Weltrevolution im Sinne Gottes. Wo der Teufel am Werke ist, da hat er leicht Bundesgenossen gefunden in den niederen Trieben, in den niederen Neigungen und Leidenschaften. Da geht alles leicht und schnell in die Höhe, in die Tiefe und Breite, da ist leicht Qualm und Rauch.

Wo aber Gott tätig ist, wo es sich also handelt um eine religiöse Reformbewegung, (da) braucht man ungemein viel Geduld, weil solche Gedanken sich nur in Jahrhunderten und Jahrtausenden ausreifen. Deswegen brauchen auch wir alle, die wir /

36 noch im Anfangsstadium der Bewegung stehen, einen gar großen Glauben an die Sendung der Bewegung. Darum brauchen wir, die wir führend in dieser Bewegung tätig sein dürfen, eine gar große Geduld. Wir dürfen nicht von heute auf morgen das Schiff des Bundes hinaussteuern wollen in (die) breiteste Öffentlichkeit. Wir brauchen Zeit, wie alle großen Gottesgedanken Zeit zum Ausreifen brauchen.

Und wehe der Generation, die die Reformbewegung, wie sie von Schönstatt ausgeht, von heute auf morgen in die breite Öffentlichkeit hinaustragen wollte! Das wäre der Tod der Bewegung, der Ruin des Glaubens an die Sendung unserer Bewegung. Deswegen wird auch jetzt (und) auf lange Strecken des Weges (hin)44 unsere Haltung (sein müssen): ein starker Glaube an die Sendung der Bewegung und eine große Geduld, ein stilles Harren, bis die letzten großen Gedanken sich ausgereift, sich theoretisch und praktisch ausgereift haben.

1.5 Forderung der Zeit: Weltrevolution im Sinne Gottes durch Erziehung

Die Weltrevolution im Sinne Gottes wollen also auch wir (im Bunde)45 durch unsere Erziehung inszenieren helfen. Und wenn ich nun von (Erziehung)46 spreche, darf47 ich denken an Fremd- /

37 erziehung und Selbsterziehung. (Um)48 nun nach Möglichkeit die selbsterzieherischen Gedanke gleich vorwegzunehmen, darf ich Ihnen erst ein paar Gedanken sagen über die Weltrevolution. Ich denke da an die Revolutionierung des eigenen Ich im Sinne der Weltrevolution, wie sie von Rußland ausgeht.

1.5.1 Selbsterziehung: Revolutionierung des eigenen Ich

Eigenerziehung und Fremderziehung im Sinne der Weltrevolution! Ja, meine eigene Erziehung, die Revolutionierung des eigenen Ich, wie kann die befruchtet werden (von)49 all den großen Zeitströmungen die heute die Welt durcheinanderwirbeln?

Sie haben vielleicht schon einmal gelesen in den Aufzeichnungen einer französischen Mystikerin, Lucie Christine50. Die sah in ihrer mystischen Schau, wie der Heiland ihr zeigte und sagte: "Sage den Priestern, die so ganz abseits der großen Lebensstraße auf einem scheinbar verlorenen Posten arbeiten: Und wenn alles scheinbar vergebens ist, was Ihr getan, was Ihr in der seelsorglichen Betreuung getan, dann bleibt Euch noch das eine übrig: Ihr /

38 sollt heilige Priester werden!"51

Verstehen Sie, was damit gesagt sein soll? Verstehen Sie die Zeichen der Zeit für unsere Selbsterziehung, für die Revolution(ierung) des eigenen Ich? Je mehr der Teufel arbeitet, je stärker die Strömungen gegen Gott und Christus sind, desto mehr müssen wir uns angetrieben fühlen, auf Letztes zu gehen, rückhaltlos all unser Sein Gott zu schenken, heilig zu werden. Die Heiligen sind durch ihr Sein allein schon die größten Erzieher der Welt. Wenn unsere Bewegung nur einen einzigen Heiligen schaffen würde, was hätte sie dann schon Großes getan zur Weltrevolution im Sinne Gottes!

Suchen wir wenigstens das eine herauszunehmen. Wir sagen so oft: Wie können wir wenige Menschen gegen den Strom schwimmen? Die öffentliche Mentalität ist ja ganz gegen die christliche, katholische Auffassung. Was sollen wir da tun? Eines können wir alle tun, und das ist und bleibt das Wichtigste: Wir können und müssen die heutigen Zeitverhältnisse ausnutzen52, um heiligmäßige Lehrerinnen zu werden. All der Mißerfolg, der uns innerlich so müde macht, all das Kämpfen mit den Zeitströmungen, die wir nicht fassen und überwinden können, all das innere Weh, das der Mißerfolg uns bringt, all das große und kleine Alleinsein, die Isolierung, das sind alles Dinge, die uns wehe tun, die wir aber ausnutzen dürfen und müssen, um heilig zu werden.

39 Neuer Stil der Führerpersönlichkeit

Ich meine, dieses Heiligwerden-Wollen und Heiligwerden-Dürfen müßte dann aber eine ganz bestimmte (Form)53, eine ganz bestimmte Gestalt bekommen. Wenn Sie wollen, darf ich so formulieren: Wir müssen unsererseits auch eine ganz bestimmte Stilart unserem Wesen aufdrücken. Was für eine Stilart meine ich hier? Was ist die Stilart des Propheten? Prophetische Führerinnen müßten wir für unsere Zeit werden. Darf ich hier wieder anknüpfen an die große Zeiteinteilung, an die Epocheneinteilung, die ich vorher namhaft gemacht habe?

Stil der Führerpersönlichkeit in der jeweiligen Zeitepoche

Denken Sie an das Zeitalter der von innen heraus bejahten, an Gott gebundenen Ordnung. Wer kann (da)54 Führerin sein? Jeder, der einigermaßen von Gott eine gewöhnliche Sendung (erhalten hat)55. Wer kann Führer sein? Oder besser gesagt: Wie sehen die Führer aus in der Zeit des gewohnheitsgebundenen Lebens? Da kennen wir die Führer als Beamte. (Und) diese Zeit haben wir wohl alle mitgemacht, die Zeit des Beamtentums. Die Zeit der Auflösung, die Zeit der Anarchie braucht aber prophetische Führer.

Sehen Sie, so leben wir augenblicklich in der Übergangsperiode56. Deswegen (ringen)57 und kämpfen auch die /

40 (Führerstilarten)58 miteinander: Auf der (einen) Seite - es ist in unseren Kreisen und auch in Ihren Kreisen so -, auf der einen Seite der Beamte, die Beamtin und auf der anderen Seite der Prophet, die Prophetin.

Was verstehe ich aber unter (dieser Führerstilart)59 der Prophetin? Wer Prophet sein will in einer Zeit des Übergangs von der Auflösung, von der Anarchie wiederum (hinein) in die Zeit der von innen heraus bejahten, gottgewollten Ordnung, der muß ein überaus starkes Sendungsbewußtsein60 haben.

Da muß es wieder wie seinerzeit im Herzen und (in den) Ohren des Propheten klingen: Ich sende dich, auch wenn du einen (Kindes-)61 und einen Köhlerglauben hast, wenn du Kinderkrankheiten mit dir bringst, auch wenn du auf meinen Sendungsbefehl und -wunsch antworten willst: A, a, a, ich habe eine schwere Zunge62. Ich habe so viele Hemmnisse in mir. Wie kann ich ein Prophet sein?

Der Prophet hat ein überaus starkes Sendungsbewußtsein. Er wird gesandt, wie seinerzeit Gott gesandt hat: Ich sende dich hinaus wie eine eherne Mauer, hinein unter die (Fürsten), hinein unter die Priester, hinein unter die Völker63.

41 Eine eherne Mauer, so müssen wir, die (Prophetinnen)64, gegen die Zeitströmungen dastehen. Die Prophetin (muß)65 sich auch bewußt werden, daß sie überall begeifert wird. Es ist ja alles unsicher (heute). Es ist ja nicht die Zeit der Ruhe. Wir können nicht mehr bequem ruhige Wege gehen. Revolutioniert werden muß das eigene Ich. Die heutige Zeit braucht als Führer(stil)66 die Stilart des Propheten, der Prophetin.

Ja, Prophetin sein, was heißt das? Prophet sein heißt, frei sein von allem, (heißt) das Wort Gottes hören, wie es seinerzeit Abraham hörte: "Du sollst hinausziehen aus deinem Vaterland, aus deiner Verwandtschaft, weg von all dem, was dir lieb ist, hinein in das Land, das ich dir zeigen werde." (Vgl. Gen 12,1).

Prophet sein heißt, das Wort hören, das der Heiland gesprochen: "Wer nicht Vater und Mutter um meinetwillen verläßt, (der) ist meiner nicht wert!" (Vgl. Lk 14,26). Prophet sein heißt also: frei sein (und) frei werden von allem! Prophet sein heißt aber auch: frei sein und (frei) werden für Gott! Er will uns ja hinaussenden. Wir müssen ihn hören. Wir sollen das Salz der Erde sein. Deswegen frei sein von allem und frei sein für Gott.

Stilelemente des prophetischen Führertyps: Armut - Demut - Reinheit

Wissen Sie, was diese Freiheit alles in sich schließt? Das ist das bekannte Wort, das wir früher so oft gehört haben, das Wort vom Radikalismus. Darf ich die Worte (noch) einmal nebeneinanderreihen: Radikalismus der Armut, Radikalismus der Demut, Radikalismus der Reinheit!

42 Das sind die Kleinodien des Propheten, der Prophetin, der Führerin in der heutigen Zeit. Und wenn wir der heutigen Zeit die Weichen stellen wollen, wenn wir unsere Aufgabe im Sinne der Bewegung erfüllen wollen, (dann) müssen wir unsererseits, (je stärker die revolutionären Strömungen werden)67, desto (kraftvoller)68 ringen um diesen dreifachen Radikalismus.

Radikalismus der Armut! Sie werden es nachher, wenn wir noch Zeit haben, hören. Wollen wir dem (Industrievolk)69 der heutigen Zeit helfen als Priester, als Lehrerin(nen), dann müssen wir einfach werden, dann müssen wir hinabsteigen, müssen einfach werden in der Kleidung, müssen einfach werden auch in der Haushaltung, einfach in unserem ganzen Gebaren. Nicht, als wollte ich hier lange reden vom (Radikalismus)70 der Armut. Das haben (die)71 feierlich Geweihten72 des öfteren schon getan. Hier müssen Sie den Gedanken nicht so sehr auffassen vom Heiligkeitsstreben aus, wenigstens nicht unmittelbar, sondern (mehr) vom sozialen Standpunkt aus.

Die Zeit verlangt heute Menschen, die einfach sind in der ganzen Lebenshaltung. Ansonsten dürfen Sie nicht erwarten, daß Sie Brücken schlagen zum einfachen Volk. Die große Krise der heutigen Zeit ist (letztlich)73 nicht eine Glaubenskrise, sondern eine Vertrauenskrise. Das Volk vertraut seinen Führern nicht /

43 mehr. Wiederum nicht, als gäbe es nicht auch viele Glaubenskrisen aber das ist nicht das Letzte und das Tiefste. Was das Volk von der Kirche vielfach fernhält, ist Mangel an Vertrauen. Deswegen das große Wort von der Vertrauenskrise.

Radikalismus der Demut! Ich meine, da sollten wir einen Augenblick stehenbleiben. Wer das heutige Volk kennt, wer die Not des heutigen Volkes kennt, der hat wahrhaftig keinen Grund, sich etwas einzubilden. (Der)74 darf sich vor allem auf sein Führertum nichts einbilden. Wir alle, ja, dürften wir nicht sagen: Ich bin es am allerwenigsten wert, als Führerin eines Volkes aufzutreten75,das so schwer seelisch und wirtschaftlich leidet wie unser heutiges Volk? Wer (heute) eine Führerin sein will, muß sich auszeichnen durch76 ganz gewaltige Demut, Dienmut, Dienstgesinnung.

Drei Typen fraulicher Führerpersönlichkeiten

Man hat (sich)77 in (neuerer Zeit vielfach)78 wissenschaftlich auseinandergesetzt mit dem Ideal des modernen Führers. Ich darf die Gedanken(gänge) gleich auf Sie persönlich anwenden. Man hat die drei Typen herausgeschält: der erste Typ (ist) der Typ der mütterlichen Frau, der zweite Typ der Typ der begnadeten Führerin, der dritte Typ der Typ der mütterlichen Freundin. Welcher Typ kann heute der allein geltende und (allein) gültige sein? Die mütterliche Vorgesetzte? Nein! Die Zeit ist vorbei, wo das Volk uns so leicht als Vorgesetzte anerkennt, selbst dann /

44 (nicht), wenn das Vorgesetzte-Sein eine Art Mütterlichkeit mit sich bringt und führt.

Was soll unser Typ sein? Die begnadete Führerin? Das ist ein Charisma, das kann man sich nicht geben. Dazu kann man sich auch nicht erziehen. Es gibt Menschen, die haben die Eigenart, überall, wo sie gehen und stehen, geht ein Fluidum von ihnen aus. Sie reißen und ziehen die Menschen mit sich empor. Das ist ein Charisma. Das kann nicht der allgemein gültige Typ sein.

Was bleibt also übrig? Wohl nur das eine: der Typ der mütterlichen Freundin. Dieser Typ schließt aber Demut in sich. Da darf ich mich nicht über die anderen stellen. Freilich habe ich das Recht und die Pflicht, die Gesetze Gottes zu verkünden und übertretungen zu ahnden. Aber wenn das alles aus der Gesinnung der Demut, des Dienmutes herausfließt, bekommt das eine ganz andere Färbung. Dann fühle ich mich nicht geschulmeistert, da fühle ich eine ganz geheimnisvolle Verbundenheit miteinander. Und das ist es gerade, was der Mensch der heutigen Zeit haben will, das heißt, einer Zeit79, wo alles aufgelöst ist, wo alle inneren Bande zerrissen sind. Die müssen wir wieder (verknüpfen)80 durch tiefe, herzliche Demut.

Nicht wahr, wer tiefer hineingeschaut (hat) in das Volkselend, der muß sich sagen, ich habe keinen Grund, als Richter aufzutreten. Wenn ich in den(selben) Verhältnissen aufgewachsen wäre, wäre ich vielleicht noch schlechter, würde ich noch schlechter dastehen, hätte ich noch viel mehr Fehler begangen. Das dürfen Sie sich aber nicht als Phrase vorsagen, sondern müssen aus dem tiefsten Innern (heraus) davon überzeugt sein. Daraus wächst dann die richtige Demutsgesinnung, die auch die Kraft hat, weh zu tun. /

45 Das ist die mütterliche Freundin, die allüberall die Herzen an sich zieht, die sich auf die gleiche Stufe stellt, die eine entsprechende Lebensnähe und doch auch Lebensferne um sich verbreitet.

Vielleicht genügen die wenigen Gedanken, um unsere Seele wieder in größere Zusammenhänge einzuwiegen: die Weltrevolution im Sinne des Teufels in ihrer Beziehung zur Revolution in unserem eigenen Innern, zu unserer eigenen Selbsterziehung.

1.5.2 Fremderziehung im Lichte der Weltrevolution

Nun der zweite Gedanke: Unsere Erziehung, unsere Fremderziehung im Lichte der Weltrevolution.

Sie merken, es kommt mir diesmal nicht darauf an, für das Gemüt zu sprechen. So wie heute abend wird es auch durch den ganzen Kurs hindurchgehen, sehr nüchtern und gedankenmäßig. So muß ich auch hier in einigen Skizzen gegenüberstellen: auf der einen Seite das bolschewistische Erziehungsideal und auf der anderen Seite unser schönstättisches Erziehungsideal81. Ich sagte ja als allgemeines Leitgesetz: Die Weltrevolution im Sinne des Teufels soll uns endlich wach machen, damit wir die Weltrevolution im Sinne Gottes inszenieren.

Ich darf das nun in wenigen Zügen tun. Die Züge werden im Laufe der Tage etwas lebendig(er), zumal morgen, wenn ich vom bolschewistischen Erziehungsideal (hinüber) greife zum (sozialistischen)82. Dann greifen wir auch in die unmittelbare (Lebens)nähe des Kindes. Denn die moderne Erziehungsarbeit gruppiert sich wesentlich um das Kind. Sehen Sie (die) Typen hüben /

46 und drüben.

Typisierung der gegensätzlichen Erziehungsideen

Was mag wohl das Ideal des bolschewistischen Menschen sein? Ich fasse kurz zusammen: der radikalisierte, alle gottgewollten Bindungen verneinende Massenmensch83. Auf der anderen Seite unser Erziehungsideal: der radikalisierte, alle gottgewollten Bindungen von innen heraus bejahende, übernatürliche Gemeinschaftsmensch.

Sie hören gut heraus, wie das Ideal herausfließt aus dem Zeitalter der Anarchie. Auf der einen Seite Verneinung aller gottbezogenen, gottgewollten Bindungen. Das ist das Zeitalter der Auflösung. Auf der anderen Seite suchen wir84 die neue Zeitepoche vorzubereiten, die von innen heraus bejahte Ordnung oder von innen heraus die Bejahung aller gottgewollten Bindungen.

Was ist aber hüben und drüben letztlich das Ideal? Der radikalisierte Massenmensch und der radikalisierte übernatürliche Gemeinschaftsmensch. Was verstehen wir unter Massenmensch, was unter Gemeinschaftsmensch? Suchen Sie bitte einen dritten Ausdruck hinzuzufügen, dann haben wir eine ganze Skala vor uns: Massenmensch, Gesellschaftsmensch, Gemeinschaftsmensch. Wann sprechen wir von einem Gemeinschaftsmenschen? Diese philosophischen Auseinandersetzungen sind von großer Wichtigkeit, weil Sie das, was wir morgen auseinandersetzen, (sonst) nicht verstehen.

Gemeinschaftsmensch - Gesellschaftsmensch - Massenmensch

Was verstehen wir unter Gemeinschaft? Das ist ein Miteinander-Wachsen und -Verwachsensein von Person zu Person. Wir haben zwei große Triebe in uns. Wir sind ein Individuum und sind ein soziales Wesen. Der Gemeinschaftsmensch trägt beidem Rechnung, der Individualität der Persönlichkeit und dem sozialen Trieb. Beides ist beim Gemeinschaftsmenschen in vollendeter Weise und Harmonie ausgeglichen. So sehen wir das Idealbild des Gemeinschaftsmenschen im Schoße der allerheiligsten Dreifaltigkeit. Da haben wir die drei Personen als ausgeprägte Persönlichkeiten, und trotzdem ist die Gemeinschaft so innig; es ist eine einzige Gottheit. So setzt wahre Gemeinschaft voraus: ein Ineinanderverwachsensein. Beidem ist hier Rechnung getragen: der Persönlichkeit und der Gemeinschaft.

Was verstehen wir unter dem sozialen Menschen? Soziale Menschen stehen äußerlich nebeneinander; sie mögen wohl in sich starke Persönlichkeiten sein, sie sind aber nicht ineinander gewachsen, sind nicht miteinander verwachsen. Die meisten Körperschaften, die wir durchweg kennen, sind nicht Gemeinschaften, sondern Gesellschaften. Auch unsere klösterlichen Körperschaften sind leider Gottes nur gar zu oft Gesellschaft, nicht Gemeinschaft. Unsere Vereine sind auch Gesellschaft, nicht Gemeinschaft. Einen Grad tiefer als die Gesellschaft, als das gesellschaftliche Wesen, als der Gesellschaftsmensch steht der Massenmensch.

Während der Gemeinschaftsmensch beidem gleicherweise Rechnung trägt, der Persönlichkeit und der Gemeinschaft, während der Gesellschaftsmensch wenigstens Persönlichkeit sein kann, kann der Massenmensch weder Persönlichkeit noch Ge- /

48 meinschaftswesen sein. Da ist alles nivelliert, da steht alles nebeneinander. Und wehe, wer um Kopfeslänge emporsteht über den andern, er wird sofort 'abgesäbelt'.

Das ist, wie Sie oft sehen und lesen und hören, der Kollektivmensch. Und auch die bolschewistische und sozialistische Erziehung geht darauf hinaus, solche Massenmenschen zu schaffen, die keine Bindungen mehr haben, die sich nur hin- und hertreiben lassen von den Führern wie eine blinde Masse. Sie dürfen nicht vergessen, das (ist) die ganz moderne Seelenhaltung, (ist der) Dreh auch in unserer Jugend, viel stärker zu dieser Massenbewegung hin.

Wir haben vor einigen Wochen in Marburg eine Versammlung aller Jugendführer gehabt85. Und wissen Sie, was das Resultat war? Die heutige Jugend ist wesentlich anders als vor einigen Jahren. Die Jugendbewegung ist zu (Grabe)86 getragen worden. Heute drängt auch in der Jugend fast alles zur Masse. Deswegen muß der Führerbegriff heute umgedreht werden. Heute ist der Führer nicht mehr Führer, sondern Funktionär. Deswegen auch in der männlichen Jugend, wie Sie wohl vernommen haben, der starke Dreh von dem selbständigen Gebaren hin zum Pfadfindertum87, das Befehle kennt, das Gehorsam und Disziplin kennt. /

49 Sehen Sie die Gefahr, die hier liegt? Der Bolschewismus und Sozialismus nützt die Gefahr aus, um zum Massenmenschentum zu führen.

Unsere Tätigkeit in der Bewegung muß nun (einen) anderen Akzent bekommen. In der Zeit, (in der)88 alles bewegt war, mußten wir zeigen, wie man gesund, selbständig sein und trotzdem ineinander sein kann. In der Zeit, (in der)89 der Massenmensch auf der ganzen Linie bewußt oder unbewußt erstrebt wird, müßten wir in der Erziehung mehr Gewicht darauf legen, daß eine gesunde Selbständigkeit, ein innerliches Bewegtsein auf die Fahne geschrieben wird. So wachsen die Strömungen in unserer Generation. Sie werden noch mehr Strömungen erleben.

Deswegen (müssen wir) immer ganz klar und zeitenkundig die Strömungen und Zusammenhänge sehen, damit wir wissen, was betont wird. Sonst stehen wir eines Tages da mit unserer Weisheit, und das Erziehungsobjekt ist wesentlich ein anderes geworden. Massenmensch, das ist das Ideal der bolschewistischen Erziehung, der radikalisierte Massenmensch. Massenmensch, deswegen Lösung, radikale90 Lösung von jeder Bindung, auch der Bindung an Gott. Deswegen nicht nur Gottesleugnung, nicht nur Gottlosigkeit, sondern direkter Gotteshaß. Der Mensch darf nicht an Gott gebunden sein, sonst kann der Teufel mit seinen Helfershelfern nicht mehr machen, was er will. Der Mensch darf auch nicht gebunden sein an die Familie, am allerwenigsten an die Frau. Er darf auch nicht gebunden sein an die Scholle, denn /

50 all diese naturgesetzlichen Bindungen machen den Menschen aufgeschlossen für Gott und Göttliches91.

Deswegen muß alles wegrasiert werden. Es muß eine neue Zeit geschaffen werden, der klassenlose Zukunftsstaat. Die Menschen müssen Massenmenschen werden, müssen losgelöst, radikal losgelöst werden. Dann können sie sich von einigen Führern in den Tod treiben lassen. Sehen Sie, das ist das Ideal auf der einen Seite. Und was müssen wir auf der anderen Seite dem Ideal entgegenstellen? Den radikalisierten, alle gottgewollten Bindungen von innen heraus bejahenden Gemeinschaftsmenschen.

Drei Programmpunkte schönstättischer Fremderziehung

Was wir unter Gemeinschaftsmensch verstehen, habe ich eben schon gesagt. Um es im einzelnen aufzulösen, müssen wir bewußt bei uns und bei anderen suchen:

Erstens die Gemeinschaft mit Gott in Christus durch die Gottesmutter. Damit ist das Programm der religiösen Erziehung gegeben. Gemeinschaft mit Gott. Je mehr die Zeitströmungen das Gegenteil wollen, um so mehr müssen wir auch unsere Kinder hinführen zur Verbundenheit mit Gott in Christus, als Glied des corpus Christi mysticum, durch die Gottesmutter. Das ist unser religiöses Erziehungsprogramm.

Zweitens Gebundenheit und Bindung an die Familie. Wir werden noch ausführlich darüber sprechen.

Drittens auch Bindung und Gebundenheit an die (Scholle)92.

Das sind drei Programmpunkte, die wir in unserer Erziehung, in der Fremderziehung, aber auch in der gegenseitigen Erziehung /

51 immer wieder berücksichtigen müssen. So müssen wir die Kinder in der Schule zu erfassen suchen mit einer großen Geduld. Was ich eben sagte von der gesamten Bewegung, von den großen Ideen, die uns voranleuchten, müßte auch für unsere Erziehungsweisheit, Erziehungstheorie und -praxis93 gelten. Wer heute den Optimismus nicht verlieren will, muß eine grenzenlose Geduld haben, einen grenzenlosen Glauben an das natürlich und übernatürlich Gute im Menschen, auch an das übernatürlich Gute. Es kommt schon wieder einmal eine Zeit - zeitgeschichtlich, kulturphilosophisch gesehen -, eine Zeit der von innen heraus bejahten Gebundenheit: Bindungen an die Scholle, Bindung an die Familie, Bindung an Gott.

Wollen Sie diese flüchtig hingeworfenen Gedankengänge auch einmal schnell anwenden auf unsere Bewegung. Ich denke nicht an die Kinder, die wir zu erziehen haben, ich denke an uns selber. Sehen Sie, wie wir in unseren Kreisen die Gebundenheit an Gott erzielen wollen (und) die Gebundenheit an unsere Familie. Das ist unsere Bundesfamilie, unsere Schönstattfamilie94.

Wir müssen also suchen und versuchen, wirkliche Gemeinschaft untereinander zu schaffen. Glücklich, wenn die Bewegung viele Menschen, viele Glieder hat, die gemeinschaftsbildend sind. Die Gruppen sollen Familie sein, die Abteilung (soll) Familie sein, der Gau, die ganze Bewegung soll Familie sein. Je mehr auf der anderen Seite die Familienbildung unmöglich gemacht werden soll, um so stärker müßten wir sie bejahen und danach ringen.

Endlich Gebundenheit an die Scholle. Auch wir als Bewegung haben eine örtliche Heimat, das ist Schönstatt95. Sehen Sie, /

52 damit habe ich in allgemeinen Umrissen ein Programm entworfen. Ich will damit nur den Boden vorbereiten für die folgenden Ausführungen.

1.6 Ausblick auf die Tagung

Wir sagten, die Tagung soll eine Industriepädagogische Tagung sein, soll uns also die Seele des modernen Menschen erschließen, um uns Mittel und Wege zeigen zu können, wie wir dieses arme Volk zu dem Typ schaffen und führen können, wie wir ihn eben dargestellt haben. Und zu dem Zwecke wollte ich den Boden vorbereiten, indem wir unsere Familienerziehung96 in Beziehung setzten zur bolschewistischen und sozialistischen Erziehungsweise. Was von der bolschewistischen Erziehung zu sagen ist, habe ich kurz zusammengefaßt. Was der Sozialismus uns an neuen Strömungen gibt, will ich morgen sagen97. Im dritten Vortrag will ich (dann) zu unserem eigentlichen Gegenstand übergehen.

Nun möchte ich noch einmal sagen98: Was Sie sich auch erhoffen, Sie werden merken, daß die ganze Tagung überaus philosophisch, gedankenmäßig eingestellt ist. Sie werden dadurch wohl müde, aber Sie müssen nachher auch die Gedankengänge studieren. Die können wir nicht auf einmal fassen. Sie sollen Ihnen richtunggebend und Leitstern sein für die Erfassung der heutigen Zeit und für unsere Erziehungsweisheit. Darum müssen Sie sich auch bemühen um Ruhe, um Schlaf und Erholung.


  1. Mitschrift: ..., in kleine Kleingemeinschaften.

  2. Mitschrift: Wegen Zeit.

  3. Mitschrift: für unsere Kinderseelen.

  4. Mitschrift: Sie.

  5. Mitschrift: selber.

  6. Mitschrift: ohne.

  7. Mitschrift: an.

  8. Vgl. KLK, 72-76.

  9. Vgl. KLK, 31-37.

  10. In Anlehnung an CIC Can.1166: "Sakramentalien sind heilige Zeichen, durch die in einer gewissen Nachahmung der Sakramente Wirkungen, besonders geistlicher Art, bezeichnet und kraft der Fürbitte der Kirche erlangt werden." - Vgl. LThK, Bd. 9, 233 ff.

  11. Mitschrift: Theoretisch.

  12. Mitschrift: unseres kleinen Heiligtums.

  13. Vgl. KLK, 113-115.

  14. Pater Kentenich hielt über die Pfingsttage vom 22.05. bis 25.05.1929 eine Lehrerinnen-Tagung im damaligen Bundesheim.

  15. Mitschrift: gestrigen (verwendeten, verwerteten ?)

  16. Mitschrift: wie.

  17. Mitschrift: Erziehergemeinschaft.

  18. Mitschrift: Erziehung.

  19. Mitschrift: hin-.

  20. Mitschrift: ...desto leichter können wir auch im kleinen Kreise, auch am kleinsten Ort und in der kleinsten Dorfschaft aus den großen Gedankengängen heraus Großes im Kleinsein wirken.

  21. Titel einer Zeitschrift, von Pater Kentenich ab 1916 herausgegeben, vgl. E. Monnerjahn, Pater Joseph Kentenich, Vallendar 1975, 82. MTA ist die Abkürzung von 'Mater ter admirabilis', dem Titel, unter dem Maria in Schönstatt verehrt wird. Vgl. KLK, 18.

  22. Mitschrift: Bestimmung.

  23. Gemeint ist das Heiligtum, die Gnadenkapelle.

  24. Vgl. KLK, 18 f.

  25. Mitschrift: zeigen.

  26. Vgl. KLK, 71 f.

  27. Mitschrift: bombastische.

  28. Mitschrift: formell.

  29. Mitschrift: vergöttlicht.

  30. Gemeint ist das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern. Vgl. KLK, Verbände, 118.130.

  31. Mitschrift: und.

  32. Mitschrift: wissen.

  33. Mitschrift: absagende Gemächlichkeit.

  34. Vgl. LThK, Bd. 10, 1-5; ferner: KLK, Geschichtsauffassung, vor allem 25.

  35. Mitschrift: von.

  36. Mitschrift: Hinuntergezogenwerden.

  37. Mitschrift: ohne weiteres in Kenntnis.

  38. Mitschrift: ..., aber die Ordnung, die nicht bejaht wird, nicht beseelt bejaht,...

  39. Mitschrift: ...das gewohnheitsmäßige Christentum.

  40. Mitschrift: ...langsam wieder hochsteigen.

  41. Mitschrift: ... auf Grund der Philosophie.

  42. Mitschrift: ermessen wir nun wohl mit Demut.

  43. Vgl. KLK, 18-21.

  44. Mitschrift: ...des Weges hinaus.

  45. Mitschrift: Die Weltrevolution im Sinne Gottes wollen also auch wir identisch durch unsere Erziehung inszenieren helfen.

  46. Mitschrift: Erziehen.

  47. Mitschrift: mag.

  48. Mitschrift: Wenn.

  49. Mitschrift: bei.

  50. Vgl. Lucie Christine, in: Otto Karrer, Gott in uns - Die Mystik der Neuzeit, München 1926, 304 ff. - Lucie Christine, reich begnadete französische Mystikerin, 1844-1908, Mutter von fünf Kindern, war 21 Jahre Witwe, schrieb ihre mystischen Erfahrungen im Gehorsam in ihren geistlichen Tagebüchern nieder, die nach ihrem Tod im Auszug herausgegeben wurden. - Lucie Christine, Geistliches Tagebuch (1870-1908), Hg. P. Aug. Poulain, SJ, nach der zweiten, durchgesehenen und vermehrten Ausgabe von 1912 übersetzt von Romano Guardini, Mainz 1921, 8. Heft vom 15.9.1887 bis zum 3.6.1888, Eintragung vom 18. Januar 1887.

  51. "18. Januar. - In unserer traurigen Zeit sagt man oft, dieser oder jener Priester lebe in einer geistigen Wüste; der Glaube in seiner Pfarrei sei verloren, die Kirche verlassen, die Sterbesakramente seien verachtet und man könne da nichts mehr tun. In wortlosem Gebet wurde mir in tief ergreifender Weise folgendes gezeigt: Wenn der Priester nichts mehr tun kann, dann bleibt ihm noch eins übrig: ein Heiliger zu sein."

  52. Mitschrift: Wir können die heutigen Zeitverhältnisse und müssen sie ausnutzen.

  53. Mitschrift: Formung.

  54. Mitschrift: darum.

  55. Mitschrift: erwarten kann.

  56. Mitschrift: Sehen Sie, so leben wir augenblicklich in der Übergangsperiode von der einen Periode in die andere.

  57. Mitschrift: wollen.

  58. Mitschrift: die vielen Stilarten.

  59. Mitschrift: ... der vielen Stilart.

  60. Vgl. KLK, 113-115.

  61. Mitschrift: kindlichen.

  62. Ex 4,10: "Doch Mose sagte zum Herrn: Aber bitte, Herr, ich bin keiner, der gut reden kann, weder gestern, noch vorgestern, noch seitdem du mit deinem Knecht sprichst. Mein Mund und meine Zunge sind nämlich schwerfällig." - Vgl. Jeremia 1,6: "Da sagte ich: Ach, mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung."

  63. Jeremia 1,18: "Ich selbst mache dich heute zur befestigten Stadt, zur eisernen Säule und zur ehernen Mauer gegen das ganze Land, gegen die Könige, Beamten und Priester von Juda und gegen die Bürger des Landes."

  64. Mitschrift: Propheten.

  65. Mitschrift: müßte.

  66. Mitschrift: Führung.

  67. Mitschrift: je stärker wir revolutionäre Strömung werden.

  68. Mitschrift: stärker.

  69. Mitschrift: dem armen Volk.

  70. Mitschrift: Kursus.

  71. Mitschrift: wir.

  72. Gemeint sind diejenigen, die eine entsprechende Weihe abgelegt haben. Pater Kentenich gebraucht die Begriffe Weihe und Liebesbündnis synonym. Vgl. KLK, 54-59.

  73. Mitschrift: gewiß.

  74. Mitschrift: und.

  75. Mitschrift: aufzutreten über ein Volk, ...

  76. Mitschrift: durch eine ganz ...

  77. Mitschrift: auch.

  78. Mitschrift: in der neuen Zeit.

  79. Mitschrift: in einer Zeit.

  80. Mitschrift: verbinden.

  81. Zur originellen Pädagogik Pater Kentenichs vgl. KLK, 125-128.

  82. Mitschrift: ... zum Sozialismus.

  83. Hier bricht dieser Teil der Mitschrift mitten im Wort ab:" ... Bindungen verneinende Massen=". Weitere Vorträge dieser Tagung sind im Archiv bisher nicht auffindbar.

  84. Mitschrift: Auf der anderen Seite greifen wir fehl, suchen die...

  85. Datum noch nicht festgestellt.

  86. Mitschrift: zu Tode.

  87. Vgl.: Der große Herder, 1934, Band 9: Pfadfinder, durch straffen Aufbau unter starker Betonung des Autoritätsgedankens und reiches Brauchtum gekennzeichnete (Jugend-)Organisation. Erziehungsziel: ... Selbstertüchtigung durch 'pfadfinderische' Ausbildung und körperliche Ertüchtigung. Selbstzucht, Vaterlandsliebe, Disziplin, Gemeinschaftsgeist (Ritterlichkeit, Kameradschaft, Gehorsam) sollen durch gesunde Lebensführung ohne Alkohol und Nikotin geweckt werden. ... Verpflichtung zur 'täglichen guten Tat'. Wahlspruch: 'Allzeit bereit'. - Ursprungsland England, Gründer General Baden-Powell 1908 (1907?). In Berlin 1909 Erstgründungen. Nach dem Weltkrieg machten sich die Einflüsse der Jugendbewegung stark geltend, führten auch zu größerer Zersplitterung. Die zahlreichen Pfadfinder-Verbände ... traten 1933 fast alle der Hitler-Jugend bei.

  88. Mitschrift: wo.

  89. Mitschrift: wo.

  90. Mitschrift: radikalisierte.

  91. Vgl. auch: Pater Josef Kentenich, Ethos und Ideal in der Erziehung. Wege zur Persönlichkeitsbildung, Vallendar 1972, vor allem Seite 57-103.

  92. Mitschrift: Schule.

  93. Mitschrift: Praxis.

  94. Vgl. KLK, 77-87.

  95. Vgl. KLK, 72-76.

  96. Mitschrift: Familienbeziehung.

  97. Mitschrift: ... will ich dann morgen sagen. Dann ...

  98. Mitschrift: Nun möchte ich noch einmal sagen, was Sie sich auch erhoffen.